Newsletter des SRA vom 12.11.2015

Nichtansetzung von Schiedsrichtern in der Herren Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein
In Hamburg mussten die Schiedsrichter das erste Spiel der neuen Hallensaison am 2. November in der Oberliga Herren nach tumultartigen Szenen der Spieler eines beteiligten Vereines abbrechen. Bereits im Verlauf dieses Spiels fielen einige Spieler wiederholt durch verbale Undiszipliniertheiten auf. Nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung knapp 2 Minuten vor dem Ende der Spielzeit (die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal getroffen wurde, da sich die beiden Schiedsrichter gerade berieten und im Begriff waren, zur richtigen Entscheidung auf Freischlag für den genannten Verein zu gelangen) stürmten die Spieler dieser Mannschaft nach übereinstimmenden Aussagen diverser Augenzeugen auf die Schiedsrichter zu, bedrängten und beschimpften diese lautstark, u.a. mit Worten wie „Du Spasti“, „wir machen Euch richtig Ärger“ und „schämt Euch, hört sofort auf mit Hockey!“. Die Schiedsrichter zeigten 3 Spielern, denen sie Beleidigungen konkret zuordnen konnten, die rote Karte.

Weil die schockierenden verbalen Entgleisungen auch nach den persönlichen Strafen weiterhin andauerten, sahen die beiden Schiedsrichter keine Möglichkeit, das Spiel fortzusetzen und brachen dieses schließlich ganz ab. Um sich dem immer noch pöbelnden Mob zu entziehen, wollten sie sich zur Beruhigung der Lage in die Lehrer-Umkleidekabine zurückziehen, wurden jedoch weiterhin von Spielern verfolgt. Der Haupt-Protagonist dieser Szene bedrohte und bedrängte die Schiedsrichter noch in der Tür zur Kabine auch körperlich, so dass der Zeitnehmer einschreiten und den Spieler mit Mühe wegziehen konnte, um die Kabinentür zu schließen.

Der Schiedsrichter- und Regelausschuss (SRA) sieht diese Eskalation als Höhepunkt einer Reihe von Vorfällen in dieser Liga und auch als Resultat eines nicht funktionierenden Zuständigen Ausschusses (ZA), dessen Vorsitzender sich regelmäßig wissentlich und willentlich über die Regularien der Spielordnung (SPO)hinwegsetzt und Entscheidungen in solchen Angelegenheiten alleine bzw. gar nicht trifft. So hat sich beispielsweise der ZA-Vorsitzende beim letzten Vorfall desselben Haupt-Protagonisten trotz Einwände der übrigen ZA-Mitglieder gegen eine Sanktion und stattdessen lediglich für ein persönliches Gespräch bei einem gemeinsamen Getränk entschieden, obgleich dieser Alleingang gegen die SPO verstößt, nach der eine ZA-Entscheidung zwingend von drei Mitgliedern getroffen werden muss. Gleichzeitig kündigte dieser an, künftig in vergleichbaren Fällen ebenso zu verfahren.

Nachdem der SRA wiederholt den Vorstand auf diese akute Problematik hingewiesen hatten, wurde ihm bei einem Krisentreffen mit dem Verbandspräsidenten eine kurzfristige Lösung zugesagt. Bis heute konnte jedoch keine nennenswerte Änderung dieser Situation verzeichnet werden, zwischenzeitliche neue Vorfälle wurden weiterhin vom ZA-Vorsitzenden allein entschieden bzw. ausgesessen. Zudem wurde verdeutlich, dass dieser sich auch weiterhin über die Regularien der SPO hinwegsetzen und Entscheidungen alleine treffen oder eben nicht treffen würde.

Der SRA investiert viel Zeit und Arbeit in die Gewinnung und Ausbildung neuer Schiedsrichter. Hierdurch ist es gelungen, den Pool der Schiedsrichter stetig zu vergrößern und auch Jugendschiedsrichter erfolgreich in den Erwachsenenbereich zu integrieren, so dass nunmehr sogar weitere Ligen mit Verbandsschiedsrichtern angesetzt werden konnten. Es ist jedoch nicht weiter hinnehmbar, dass diese Schiedsrichter aufgrund solcher Vorkommnisse und dem augenscheinlichen Desinteresse oder der Untätigkeit anderer Gremien die Pfeife frustriert wieder an den Nagel hängen.

Aufgrund der Absenz dieses regulierenden Ausschusses sowie der Duldung dieses Zustandes seitens des Vorstandes sieht der SRA die Sicherheit seiner Schiedsrichter sowie der beteiligten Spieler nicht mehr hinreichend gewährleistet. Die ausbleibende Sanktionierung von Tätlichkeiten oder unsportlichem Verhalten trägt nach Auffassung des SRA erheblich zu Wiederholungstaten und damit einer generellen Verrohung unseres Sports bei. Er hat daher einstimmig die Entscheidung getroffen, zunächst einen kompletten Spieltag der Oberliga Herren nicht mit Schiedsrichtern anzusetzen. Dies betrifft den 2. Spieltag am 14./15. November 2015.

Der SRA wird bei weiterhin anhaltendem Missstand ggf. weitere Spiele, Spieltage oder auch andere hiervon betroffene Ligen nicht mit Schiedsrichtern ansetzen. Er bedauert, mit dieser Maßnahme auch diejenigen Spieler und Mannschaften zu treffen, die sich regelmäßig sportlich fair verhalten, sieht jedoch angesichts dieser neuen Eskalation keine andere Möglichkeit, die am Spiel beteiligten Personen zu schützen.

Schiedsrichter- und Regelausschuss
des Hamburger Hockey-Verbands e.V.